Alpstar Ladies Open Vienna 2024

Rot-weiß-rotes Debakel beim ITF W75 in Wien

Gleich einmal vorne weg! Der dritte Spieltag bei den Alpstar Ladies Open Vienna im UTC La Ville war ein höchst gelungener, und zwar aus Sicht jener geladenen Gäste, die in der neu geschaffenen und großartig arrangierten VIP-Zone des ITF W75 Events einen tollen Tennistag verlebten. Eine Etage höher, am Centercourt des Union Tennis Centers am Altmannsdorfer Ast gab es hingegen keinen Grund zum Feiern. Im Gegenteil: Der mit viel Vorfreude und Spannung erwartete Österreicherinnen-Tag wurde aus rot-weiß-roter Sicht zum ergebnistechnischen Fiasko.

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Alle Österreicherinnen in Runde 1 der Alpstar Ladies Open raus

„I am from Austria“, der Hit von Rainhard Fendrich, die heimliche Hymne Österreichs, sie lag am gestrigen Österreicherinnen-Tag gleich viel Mal für den Fall eines heimischenn Erfolges am Centercourt im Player des DJ’s der Alpstar Ladies Open Vienna zum Abspielen bereit. Einzig er ertönte kein einziges Mal an diesem denkwürdigen 4. September des Jahres 2024, an dem Österreichs beste Tennisladies – mit Ausnahme von Tamira Paszek das fabrizierten und erlebten, was man als einen rabenschwarzen Tag bezeichnet. Der ORF war da, Österreichs Star-Coach Günter Bresnik mit seinem unverkennbaren Schlapphut und Billie Jean King Cup Kapitänin Marion Maruska mit aufmerksamen Blicken, weilten vor Ort im UTC La Ville, und bekamen so wie die vielen erwartungsfrohen Tennisfans einen Tennistag geboten, über den man am liebsten den Mantel des Schweigens breiten würde. „Es lief nicht so wie wir uns das alle vorgestellt oder gewünscht hatten. Leider sind alle Österreicherinnen in der ersten Runde ausgeschieden, aber es gab überall ein paar gute Ansätze“, formulierte Turnierdirektor Christoph Niedhart das in vier Akten ausgefallene Debakel mit vorsichtig gewählten Worten.

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Victoria Kan lässt ÖTV-Staatsmeisterin Arabella Koller über die Klinge springen

Eröffnet hatte den dritten Spieltag der 18. Alpstar Ladies Open Auflage die österreichische Staatsmeisterin Arabella Koller. Die 24jährige Salzburgerin, die Anfang August ihren ersten internationalen Titel im tunesischen Monastir geholt hatte, wurde im Auftaktspiel ihres fünften Wien-Antretens von der im WTA Ranking auf Platz 588 gereihten Qualifikantin Victoria Kan in nur 61 Minuten mit 1:6, 1:6 verabschiedet. Für Koller setzte es das dritte Erstrunden-Aus bei den Alpstar Ladies Open Vienna in Serie und nach Oberpullendorf 2022 die zweite Niederlage gegen die aus Taschkent stammende 23 ITF-Titelträgerin. Natürlich ist Kan eine gestandene Tennisspielerin von weit über 500 absolvierten ITF-Matches, doch von Österreichs amtierender Staatsmeisterin hatte sich das Publikum doch mehr erwartet. Womöglich hat Koller auch die Umstellung von Hartplatz auf Sand nicht auf die Reihe bekommen! Wie dem auch sei: Es war am Ende zu wenig und Österreichs erste von vier Schlappen zum Tag.

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Österreichs Nr. 1 Sinja Kraus nach 2 Turniersiegen in Deutschland mit Auftakt-Niederlage beim Heimturnier

Ausreden zu suchen ist nicht unser Ding, auch nicht jenes von Österreichs Nummer 1 Sinja Kraus. Aber ihr 4:6, 6:7 Erstrunden-Ausrutscher gegen die starke Türkin Ipek Oz war eigentlich fast erwartbar. Die in Wien geborene 22jährige, die bei den Alpstar Ladies Open im Jahr 2021 im Finale stand, und sich im Vorjahr bei ihrem Heimspiel im Viertelfinale der späteren Siegerin Tena Lukas geschlagen geben musste, wirkte in ihrem Duell mit der WTA Nr. 263 körperlich müde und im Finish des zweiten Satz auch im Kopf nicht ganz frisch. Was angesichts ihres absolvierten Programms der letzten Wochen nicht überraschend kam. Immerhin spulte Österreichs aktuelle Topspielerin ein strenges Programm ohne Pause ab. Viertelfinale im Amstettten, dazu die beiden erfolgreich gestalteten Deutschland-Auftritte in Braunschweig und Meerbusch, ein kleiner Einbruch war da fast absehbar und zu erwarten. Schade nur, dass die Siegesserie von 10 gewonnenen Matches am Stück ausgerechnet beim Heimturnier reißen musste. „Ich hätte diese Woche kein Turnier gespielt. Aber ich wollte mein Heimturnier nicht absagen“, vertraute die 22jährige dem Turnierdirektor an.

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Julia Grabher kommt weiter nicht in Schwung

Die Kraus-Niederlage drückte auch bei den Fans im La Ville aufs Gemüt, und die Stimmung wurde auch nicht besser, als Österreichs ehemalige Nummer 1 Julia Grabher den Centercourt im La Ville bespielte. Die nach ihrer schweren Handgelenksverletzung auf Comeback-Trip befindliche Vorarlbergerin, kassierte am sonnenüberfluteten Centercourt eine für alle im La Ville Beteiligten und Anwesenden bitter schmeckende 3:6, 6:7 Niederlage. Bitter, weil vor eigenem Publikum, bitter auch weil mit der eigentlich in der Quali gescheiterten Deutschen Selina Dal keine übermächtige Gegnerin wartete, und bitter zudem, weil die 28jährige bei ihrem Comeback weiter so überhaupt nicht in Schwung kommt. 2:06 Stunden merkte man der ehemaligen WTA Nr. 54 das Bemühen an, einzig dabei blieb es auch. Viel zu viele Fehler, vorallem mit der Vorhand, damit war am Ende nach den Olympischen Spielen von Paris und den US Open in New York die vierte Erstrunden-Niederlage in Serie besiegelte Sache.

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Blutleer wirkender Kostic-Auftritt

Bei 35 Grad unter der heißen September-Sonne waren damit fast schon alle Hoffnungen auf einen rot-weiß-roten Tageserfolg bei den Alpstar Ladies Open Vienna dahin geschmolzen. Das letzte Ass im Ärmel war dann ausgerechnet die seit Wochen außer Form befindliche Tamara Kostic. Die mit einer Wildcard ausgestattete Wienerin stand gegen die in Topform befindliche und mit einem W35 Titel im Gepäck angereiste Türkin Ayla Aksu aber vom ersten Ballwechsel weg auf verlorenem Posten. Mit 13 Doppelfehlern, unterirdischen Service-Quoten und nach einem insgesamt blutleer wirkenden Auftritt, war die vierte Erstrunden-Pleite in Serie der 18jährigen besiegelt. Ihr Abgang vom Centercourt, er wirkte fast wie eine Befreiung, für die scheinbar unter Druck stehende Wienerin. Bleibt zu hoffen, dass sie bald wieder die Kurve kriegt, und die in sie seit Jahren gesetzten Erwartungen nach einer rosigen rot-weiß-roten Tenniszukunft bei den Damen erfüllen kann.

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Klaffner-Perelygina retten rot-weiß-rote Ehre, und wie geht es bei den Alpstar Ladies Open ohne Österreicherinnen weiter?

Übrigens: So ganz ohne zu vermeldendes rot-weiß-rotes Erfolgserlebnis wollen wir Euch nicht ins Bett schicken. Am Ende des Tages, fast schon unbemerkt auf einem der Außenplätze setzte ausgerechnet die älteste Österreicherin ein Zeichen. Melanie Klaffner, die mit ihrem Karriere-Ende in näherer Zukunft spekuliert, holte mit Doppelpartnerin Ekaterina Perelygina die Kohlen aus dem Feuer, und zog mit 6:3, 7:6 über das slowakisch-ungarische Duo Drugdova-Nagy ins Viertelfinale ein. Was dennoch vom mit viel Hoffnung & Freude in Angriff genommenen Österreicherinnen-Tag bleibt, ist wohl ein Fiasko für das mit 170.000 Euro budgetierte ITF W75 Event im UTC La Ville. Das Niveau des Turniers wird jetzt nicht leiden, aber das Interesse an den Alpstar Ladies Open Vienna ohne heimisches Zugpferd zu erhalten, wird eine Herkules-Aufgabe für Veranstalter Raimund Stefanits. „Wir haben viel in dieses Turnier investiert, uns in vielen Bereichen neu aufgestellt. Es wird jetzt nicht einfacher, aber wird werden für vier tolle restliche Turniertage bei den Alpstar Ladies Open Vienna im UTC La Ville sorgen“.

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Vom 02. bis 08. September 2024 findet das Alpstar Ladies Open Vienna zum insgesamt 17. Mal beim UTC La Ville im 23. Wiener Gemeindebezirk statt.
Auf unserer News-Seite rund um dieses tolle Event halten wir euch mit aktuellen Beiträgen am Laufenden.

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